Am 19. November war es so weit: Der erste Workshop unseres Projekts MatheConnect fand statt, und dieses Mal tauchten wir tief in die spannende Welt der Critical Mathematics Education ein.
Wir begannen den Tag mit einer interaktiven Kennenlernphase, bei der wir die Stärken und Interessen der teilnehmenden Schüler:innen entdeckten. Dieses Fundament war uns wichtig, um einen Raum für produktive Zusammenarbeit und kreative Ideen zu schaffen.
Einführung in Critical Math: Das Müllbeispiel
Als Einstieg in das Thema „Critical Math“ analysierten wir, wie Müllgebühren in einem Wohnhaus fair verteilt werden könnten. Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? Größe der Haushalte, Müllaufkommen oder vielleicht Einkommen? Die Schüler:innen arbeiteten eigenständig an kreativen Lösungsansätzen und versuchten, auch soziale Aspekte einzubeziehen. Zum Abschluss wurde in der Gruppe diskutiert, welche Lösungen fair erscheinen und warum.
Relevante Aufgaben mit gesellschaftlichem Fokus
Im Anschluss arbeiteten die Schüler:innen an drei Aufgaben, die direkt aus den Themen abgeleitet waren, die sie beim Kick-off-Workshop vorgeschlagen hatten:
Das österreichische Steuersystem
Wie funktioniert unser Steuersystem, und wie können wir es mit mathematischen Modellen analysieren? Die Schüler:innen untersuchten nicht nur die Wirkungsweise von progressiven Steuersätzen, sondern auch, wie sich Änderungen einzelner Steuerbereiche auf das Gesamtsystem auswirken würden, wenn alternative Modelle eingeführt werden. Ein aktuelles Thema, das dabei aufgegriffen wurde, war die sogenannte „kalte Progression“. Hier diskutierten wir, welche Auswirkungen diese auf die Steuerbelastung der Bevölkerung hat und welche Reformvorschläge in der Praxis überlegt werden.
Risikoveränderungen im Gesundheitsbereich
Was bedeutet es, wenn das Risiko um „100 Prozent“ steigt? Die Schüler:innen betrachteten den Unterschied zwischen absoluter und relativer Risikoveränderung im Zuge von Zeitungsartikeln. Besonders spannend war es, zu analysieren, wie diese Zahlen in den Medien eingesetzt werden, um Botschaften zu verstärken.
Mathematik im Sport
Der Sportbereich bot spannende Diskussionen, die den Schüler:innen die Vielfalt mathematischer Fragestellungen aufzeigten:
Punktevergabe im Eishockey: Die Schüler:innen verglichen wie verschiedene Länder ihre Punktesysteme gestalten und welche Auswirkungen diese Systeme auf den Spielverlauf und die Strategien der Teams haben. Was passiert, wenn ein Sieg mehr Punkte bringt als ein Unentschieden? Wie verändert sich die Dynamik eines Spiels, wenn Bonuspunkte für Verlängerungen vergeben werden?
Medaillenspiegel bei Olympia: Hier ging es darum, wie verschiedene Länder ihre Erfolge darstellen. Manche setzen auf die Gesamtzahl der Medaillen, andere gewichten Goldmedaillen stärker. Wir diskutierten alternative Methoden, wie eine Darstellung, die Medaillen in Relation zur Bevölkerungszahl setzt. Spannend war auch die Analyse von Zeitungsheadlines, die diese Ansätze teils plakativ aufgreifen, und welche Botschaften dadurch vermittelt werden. Die Schüler:innen entwickelten ihre eigenen Ideen für gerechtere Darstellungsweisen, die verschiedene Perspektiven einbeziehen.
Mathematik mit offenem Ausgang
Ein zentraler Aspekt des Workshops war, dass es bei diesen Aufgaben nicht immer ein „richtig“ oder „falsch“ gibt. Vielmehr boten sie Raum für Diskussionen und die Entwicklung eigener Lösungsansätze. Die Schüler:innen lernten, dass Mathematik Werkzeuge bereitstellt, um komplexe gesellschaftliche Themen zu hinterfragen.
Der Workshop zeigte eindrucksvoll, wie Mathematik Brücken schlagen kann – zwischen Zahlen, realen Themen und den Menschen, die sie betreffen. Die Diskussionen waren lebendig, die Lösungsansätze vielfältig, und wir sind stolz darauf, die Schüler:innen auf diesem Weg zu begleiten.
Besonders schön war das positive Feedback: Viele Schüler:innen waren überrascht, wie spannend die Aufgaben waren. Eine Schülerin brachte es auf den Punkt:
Ich finde die Aufgaben waren sehr cool. Also schön, ja cool, ich weiß nicht wie man das besser ausdrücken kann.
Wir freuen uns auf den nächsten Workshop und sind gespannt, welche neuen Ideen und Perspektiven sich daraus ergeben!